Le sujet 2007 - Bac L - Allemand LV1 - Traduction |
Avis du professeur :
Le sujet porte sur l'expression des sentiments au moment de
la séparation des deux enfants. |
Abschied
L'action se déroule dans les années 50. Le narrateur, âgé de 13 ans, est fils de pasteur. II vient d'apprendre qu'il ne fait pas partie des rares élèves autorisés à poursuivre leurs études à la „Obershule“ (lycée en RDA).
An dem Tag, an
dem ich mich von Tante Magdalena verabschieden musste, traf ich Lucie vor dem
Tor in
der Molkengasse. Sie hatte mich gesehen und war
stehen geblieben, um auf mich zu warten. Sie trug ein
dunkles Samtkleid, ihr Haar war mit einer
schwarzen Schleife zusammengebunden, in der Hand hielt sie
eine Rose. Anscheinend ging sie zur Frühmesse.
Sie sah so schön aus, dass ich kein Wort herausbrachte.
5 Ich lächelte verlegen.
„Was machst du denn hier?“, fragte
sie.
„Ich muss jemanden besuchen. Meine Tante“,
sagte ich.
„So früh?“
„Ja, ich fahre weg.“
10 Ich hätte ihr beinahe erzählt, dass ich mich bei der Tante
verabschieden müsse, weil ich die Stadt verlasse
und für immer nach Westberlin ziehe, aber dann
erinnerte ich mich noch rechtzeitig daran, wie sie mich
bei Fräulein Kaczmarek verraten1
hatte.
„Ich wollte dir noch sagen, dass ich das
mit der Oberschule gemein2 finde“, sagte Lucie, als habe sie
etwas von meinen Gedanken erraten, „du hast
viel bessere Zensuren als Bernd.“
15 „Wenn es geklappt3 hätte, wären wir jeden Tag
zusammen mit der Bahn gefahren. Schade, aber das ist
Schicksal4.“
„Und was machst du? Hast du eine Lehrstelle5?“
Ich schüttelte den Kopf.
„Gehst du auch nach Westberlin? Wie
dein Bruder?“
20 „Wie kommst du denn darauf?“ Ich spürte, dass ich rot
wurde, aber ich konnte ihr nicht sagen, dass ich
ebendas vorhatte, und zwar in genau einer Stunde.
„Ich dachte nur. Ich würde es verstehen,
Daniel.“
„Du?“
„Ja. Na, ich muss jetzt gehen. Ich hoffe, man sieht sich gelegentlich.“
25 „Das hoffe ich auch, Lucie.“
Ich reichte ihr plötzlich die Hand. Sie war
überrascht, weil wir uns noch nie die Hand gegeben hatten,
aber dann nahm sie das Buch und die Blume in ihre
Linke, und wir verabschiedeten uns förmlich und
etwas verlegen. Sie lief in ihre Kirche, und ich
sah ihr nach, bis sie verschwunden war.
Als ich die Treppe hochrannte, war ich so
vergnügt, dass ich laut vor mich hin sang.
30 Tante Magdalena wohnte über der Bäckerei Theuring in der
Mühlenstraße, wo wir unser Brot kauften und
die Brötchen und manchmal auch Kuchen. [...]
An diesem Tag öffnete mir Tante Magdalena im
Morgenmantel die Tür. Auf dem Küchentisch stand eine
Tasse Kaffee und auf dem Teller lag ein
angebissenes Hörnchen.
„Komm rein“, sagte sie.
„Möchtest du ein Brötchen?“ Ich schüttelte den Kopf.
35 „Dann heißt es also Abschied nehmen.“
„Wir sehen uns ja bald. Berlin, das sind
doch nur zweihundert Kilometer.“
„Ja, ich weiß. Und ich habe mir ganz fest
vorgenommen, dich zu besuchen. Aber du weißt ja, ich bin in
meinem Leben noch nie so weit gefahren. Und ob es
mir jetzt gelingen wird, weiß ich nicht. Hast du
Angst?“
40 „Nein, Angst habe ich nicht. Mir ist nur etwas mulmig6.“
„Du wirst es schon schaffen. Aber mir wirst
du fehlen, Daniel. Ach, ich hasse es, Abschied zu nehmen.“
„Aber Dorle7 bleibt doch hier. Und
die Kleinen.“
„Ja, aber du fehlst. Und
dich kann mir keiner ersetzen. Du gehst, und ich kann sehen, wie ich
zurechtkomme.“
45 „Wir sehen uns, Tante Magdalena. Ich muss
jetzt losgehen. Vater fährt mich nach Berlin.“
„Gute Reise, Junge.“
„Auf Wiedersehen. Und bis bald“, habe
ich gesagt, als ich mich von Tante Magdalena verabschiedete.
Aber ich habe Tante Magdalena nie wieder gesehen.
Ich ging nach Westberlin und durfte nicht mehr in
meine Heimatstadt fahren. Tante Magdalena schrieb
mir zwar wiederholt, dass sie mich in Westberlin
50 besuchen wolle, aber sie verschob8 es immer wieder,
und dann starb sie. Auch zu ihrer Beerdigung konnte
ich nicht fahren. An dem Tag machten wir das
kleine Latinum9 und keiner bekam frei. Doch ich wäre
ohnehin nicht gefahren. Der Schuldirektor und
Pfarrer10 Sybelius hatten mich dringend ermahnt11. Es sei
zu gefährlich, sagten sie, weil ich heimlich12
nach Westberlin gegangen sei. Ich hatte die Republik
verraten und stand auf der Liste.
Nach Christoph Hein, Von allem Anfang an, 1997.
1 jn. verraten: trahir qn.
2 etw. gemein finden = (hier) trouver qqc injuste
3 klappen: (fam.) marcher
4 das Schicksal: le destin
5 die Lehrstelle: la place d'apprenti
6 mir ist mulmig = ich fühle mich nicht wohl
7 Dorle ist die Schwester des Erzählers
8 etw. verschieben: reporter, remettre à plus tard
9 das kleine Latinum: une épreuve de latin au lycée
10 der Pfarrer: le pasteur
11 jn. ermahnen : avertir qn.
12 heimlich = (hier) illegal
Übersetzen Sie die Zeilen 26-32 ins Französische („Ich
reichte ihr ... die Tür“).
Übersetzen Sie die Zeilen 26-32 ins Französische („Ich reichte ihr ... die Tür“).
Subitement, je lui tendis la main.
Elle fut surprise parce que nous ne nous étions jamais serré la main, mais
alors, elle prit le livre et la fleur dans sa main gauche et nous nous dîmes
adieu d'une manière formelle et un peu gênée.
Elle courut à son église et je la poursuivis des yeux jusqu'à ce qu'elle eût
disparu. Quand je montais l'escalier en courant, j'étais tellement gai (enjoué)
que je chantonnais tout haut.
Tante Magdalena habitait au-dessus de la boulangerie Theuring, à Mühlenstraße,
où nous achetions notre pain, nos petits pains et parfois aussi du gâteau.
Ce jour-là, ma tante Magdalena m'ouvrit la porte en robe de chambre.