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Annales gratuites Bac ES : Compréhension écrite

Le sujet  1999 - Bac ES - Allemand LV1 - Compréhension écrite Imprimer le sujet
LE SUJET

Im Schatten des großen José

Jemand stieg langsam die Treppe hinauf und machte im zweiten Stockwerk halt. Es war zu hören, wie eine Tür aufging. Die Tür fiel zu. Einige Sekunden lang war das Treppenhaus hell. Dann knackte ein Mechanismus, und das Licht verlosch.

Der Junge holte Atem. Er war nicht aufgeregt, weil er entdeckt zu werden befürchtete, sondern weil er einen anderen erwartete als den, der soeben die Treppe hinaufgestiegen war. Der Junge stand in einer Nische(1) im Erdgeschoß des Hauses. Es war ein gutes Versteck. Wer das Haus betrat, mußte an ihm vorbei, bevor das Licht eingeschaltet werden konnte. Für jemand, der die Treppe herunterkam, lag die Nische im Lichtschatten. So konnte der Junge nicht gesehen werden.

Der Junge lehnte mit der Schulter an der Wand. Das Bleirohr(2) in seiner rechten Hand war ungefähr dreißig Zentimeter lang. Er wartete auf den kleinen Tabakhändler.

Obwohl der Junge nicht in diesem Haus wohnte, kannte er es sehr genau. Eddie und er hatten sich alles gründlich angesehen. Sie hatten den kleinen Tabakhändler wiederholt beim Schließen seines Kioskes beobachtet. Sie wußten, wohin er seine Einnahmen(3) steckte.
Alles war so vorbereitet, wie es im Film der große José mit seinen Komplizen machte. Alles war ganz genau durchdacht worden. Vorhin jedoch, als sie das Unternehmen starteten, da war Eddie feige(4) geworden und davongelaufen. Der Junge verachtete ihn.

Er lächelte in der Dunkelheit. Während er an den großen José dachte, fühlte er sich stark. Er hatte ihn und seine Bande schon sehr oft im Film gesehen.

Er wollte etwas tun, das ungewönlich und außerordentlich war, großartig und furchtbar, das wie alles war, was im Film der große José und seine Komplizen taten. Es ging ihm um das Geld, das der kleine Tabakhändler bringen würde ; mehr aber noch ging es ihm um die Tat. Es ging darum, wie der große José zu sein. Er wußte, daß in seiner Klaße keiner so viel Mut hatte wie er, obwohl doch alle mit ihren Taten prahlten(5). Dabei war der Junge nicht einmal der größte, die meisten waren größer, auch Eddie.

Wieder näherten sich draussen Schritte, langsam und allein. Ganz offenbar waren es die Schritte eines Mannes. Es mußte der kleine Tabakhändler sein. Der Junge stand still und gespannt in der Dunkelheit des Treppenhauses. Er zitterte nur wenig.

Jetzt kam der Mann herein. Der Junge setzte leise einen Fuß vor ; er hielt das Bleirohr halb erhoben.

Als der Mann an der Nische vorbeiging, da fiel etwas laut auf den Boden. Der Junge trat verblüfft zurück. Nachdem der Mann einige Augenblicke lang schimpfend an der Wand herumgetastet hatte, flammte das Licht auf.

Es war nicht der kleine Tabakhändler.

Es war ein Mieter, der vor der Nische seine Schlüßel aufhob. Als er sich aufrichtete, fiel sein Blick auf den Jungen. Er starrte ihn eine Zeitlang verwundert an. Dann trat er schnell auf ihn zu, nahm das Bleirohr und betrachtete es.

"Das ist hier geklaut... ?" fragte er, ohne aufzusehen.
Der Junge antwortete nicht.
"Wo du das Rohr herhast, frage ich!"
"Gefunden", sagte leise der Junge.
Er sprach nicht weiter, denn erneut öffnete sich die Tür.
Der kleine Tabakhändler.
Er trug ein braunes Köfferchen, in dem sich wohl seine Ware befand, und hatte eine gestrickte Wollmütze auf dem Kopf. Er war schon alt. Nachdem er still gegrüßt hatte, wollte er weitergehen.
"Der Junge klaut in fremden Häusern Bleirohr ! Was sagen Sie dazu ?" sprach der Mieter.
Der Tabakhändler blickte auf das Bleirohr und auf den Jungen. Er lächelte. Geben Sie das Rohr einfach dem Hausmeister," sagte der Tabakhändler, "und lassen Sie den Jungen laufen ! Er wird es nicht so schlimm gemeint haben."

Draußen regnete es immer noch. Der Junge fühlte sich auf einmal sehr schwach. Ein Gefühl von Lächerlichkeit und Mißverstandensein trieb ihm Tränen in die Augen.

nach Horst BESELER, Verstehen und Gestalten, 1993

(1) die Nische(n) : le recoin
(2) das Bleirohr : le tuyau de plomb
(3) die Einnahmen (pl.) : la recette
(4) feige : lâche
(5) mit etwas prahlen : se vanter de quelque chose


A - VRAI OU FAUX
Répondez et justifiez votre réponse par une citation tirée du texte.

1. Le garçon se trouve dans un immeuble
Citation :

2. Il habite au deuxième étage de cet immeuble.
Citation :

3. Il a rendez-vous avec José.
Citation :

4. Il veille à ne pas attirer l'attention des locataires.
Citation :

5. Il veut voler du plomb pour le revendre.
Citation :

6. Il n'a parlé à personne de son projet.
Citation :

7. Il fait tomber ses clés quand il entend des pas.
Citation :

8. Quelqu'un s'aperçoit de sa présence.
Citation :

9. Le marchand est scandalisé par l'attitude du garçon.
Citation :

10. Le garçon part très vexé.
Citation :


B - Voici six raisons qui pourraient expliquer le projet du personnage principal. Cochez les réponses exactes et justifiez-les par une citation du texte. (Seules les réponses exactes doivent être justifiées).

1. Le vol de cigarettes.
Citation :

2. L'appât du gain.
Citation :

3. L'identification à un modèle.
Citation :

4. La vengeance.
Citation :

5. La peur des représailles.
Citation :

6. L'envie de se faire valoir.
Citation :


C - Dans ce texte, le jeune garçon traverse des phases différentes. Relevez dans l'ordre où ils apparaissent dans le texte cinq adjectifs qui les caractérisent.

1. .....................
2. .....................
3. .....................
4. .....................
5. .....................

LE CORRIGÉ

Im Schatten des großen José

Jemand stieg langsam die Treppe hinauf und machte im zweiten Stockwerk halt. Es war zu hören, wie eine Tür aufging. Die Tür fiel zu. Einige Sekunden lang war das Treppenhaus hell. Dann knackte ein Mechanismus, und das Licht verlosch.

Der Junge holte Atem. Er war nicht aufgeregt, weil er entdeckt zu werden befürchtete, sondern weil er einen anderen erwartete als den, der soeben die Treppe hinaufgestiegen war. Der Junge stand in einer Nische(1) im Erdgeschoß des Hauses. Es war ein gutes Versteck. Wer das Haus betrat, mußte an ihm vorbei, bevor das Licht eingeschaltet werden konnte. Für jemand, der die Treppe herunterkam, lag die Nische im Lichtschatten. So konnte der Junge nicht gesehen werden.

Der Junge lehnte mit der Schulter an der Wand. Das Bleirohr(2) in seiner rechten Hand war ungefähr dreißig Zentimeter lang. Er wartete auf den kleinen Tabakhändler.

Obwohl der Junge nicht in diesem Haus wohnte, kannte er es sehr genau. Eddie und er hatten sich alles gründlich angesehen. Sie hatten den kleinen Tabakhändler wiederholt beim Schließen seines Kioskes beobachtet. Sie wußten, wohin er seine Einnahmen(3) steckte.
Alles war so vorbereitet, wie es im Film der große José mit seinen Komplizen machte. Alles war ganz genau durchdacht worden. Vorhin jedoch, als sie das Unternehmen starteten, da war Eddie feige(4) geworden und davongelaufen. Der Junge verachtete ihn.

Er lächelte in der Dunkelheit. Während er an den großen José dachte, fühlte er sich stark. Er hatte ihn und seine Bande schon sehr oft im Film gesehen.

Er wollte etwas tun, das ungewönlich und außerordentlich war, großartig und furchtbar, das wie alles war, was im Film der große José und seine Komplizen taten. Es ging ihm um das Geld, das der kleine Tabakhändler bringen würde ; mehr aber noch ging es ihm um die Tat. Es ging darum, wie der große José zu sein. Er wußte, daß in seiner Klaße keiner so viel Mut hatte wie er, obwohl doch alle mit ihren Taten prahlten(5). Dabei war der Junge nicht einmal der größte, die meisten waren größer, auch Eddie.

Wieder näherten sich draussen Schritte, langsam und allein. Ganz offenbar waren es die Schritte eines Mannes. Es mußte der kleine Tabakhändler sein. Der Junge stand still und gespannt in der Dunkelheit des Treppenhauses. Er zitterte nur wenig.

Jetzt kam der Mann herein. Der Junge setzte leise einen Fuß vor ; er hielt das Bleirohr halb erhoben.

Als der Mann an der Nische vorbeiging, da fiel etwas laut auf den Boden. Der Junge trat verblüfft zurück. Nachdem der Mann einige Augenblicke lang schimpfend an der Wand herumgetastet hatte, flammte das Licht auf.

Es war nicht der kleine Tabakhändler.

Es war ein Mieter, der vor der Nische seine Schlüßel aufhob. Als er sich aufrichtete, fiel sein Blick auf den Jungen. Er starrte ihn eine Zeitlang verwundert an. Dann trat er schnell auf ihn zu, nahm das Bleirohr und betrachtete es.

"Das ist hier geklaut... ?" fragte er, ohne aufzusehen.
Der Junge antwortete nicht.
"Wo du das Rohr herhast, frage ich!"
"Gefunden", sagte leise der Junge.
Er sprach nicht weiter, denn erneut öffnete sich die Tür.
Der kleine Tabakhändler.
Er trug ein braunes Köfferchen, in dem sich wohl seine Ware befand, und hatte eine gestrickte Wollmütze auf dem Kopf. Er war schon alt. Nachdem er still gegrüßt hatte, wollte er weitergehen.
"Der Junge klaut in fremden Häusern Bleirohr ! Was sagen Sie dazu ?" sprach der Mieter.
Der Tabakhändler blickte auf das Bleirohr und auf den Jungen. Er lächelte. Geben Sie das Rohr einfach dem Hausmeister," sagte der Tabakhändler, "und lassen Sie den Jungen laufen ! Er wird es nicht so schlimm gemeint haben."

Draußen regnete es immer noch. Der Junge fühlte sich auf einmal sehr schwach. Ein Gefühl von Lächerlichkeit und Mißverstandensein trieb ihm Tränen in die Augen.


nach Horst BESELER, Verstehen und Gestalten, 1993

(1) die Nische(n) : le recoin
(2) das Bleirohr : le tuyau de plomb
(3) die Einnahmen (pl.) : la recette
(4) feige : lâche
(5) mit etwas prahlen : se vanter de quelque chose



A - VRAI OU FAUX. Répondez et justifiez votre réponse par une citation tirée du texte.

1. Le garçon se trouve dans un immeuble
VRAI, Jemand stieg langsam die Treppe hinauf und machte im zweiten Stockwerk halt.

2. Il habite au deuxième étage de cet immeuble.
FAUX, Obwohl der Junge nicht in diesem Haus wohnte.

3. Il a rendez-vous avec José.
FAUX, Wie es im Film der grosse José mit seinen Komplitzen machte.

4. Il veille à ne pas attirer l'attention des locataires.
FAUX, So konnte der Junge nicht gesehen werden.

5. Il veut voler du plomb pour le revendre.
FAUX, Das Bleirohr in seiner rechten Hand war ungefähr dreissig Zentimeter lang.

6. Il n'a parlé à personne de son projet.
FAUX, Als sie das Unternehmen starteten, da war Eddie feige geworden.

7. Il fait tomber ses clés quand il entend des pas.
FAUX, Es war der Mieter, der vor der Nische seine Schlüßel aufhob.

8. Quelqu'un s'aperçoit de sa présence.
VRAI, Er starrte ihn eine Zeitlang verwundert an.

9. Le marchand est scandalisé par l'attitude du garçon.
FAUX, Geben Sie das Rohr einfach dem Hausmeister.

10. Le garçon part très vexé.
VRAI, Ein Gefühl von Lächerlichkeit und Missverstandensein trieb ihm Tränen in die Augen.


B - Voici six raisons qui pourraient expliquer le projet du personnage principal. Cochez les réponses exactes et justifiez-les par une citation du texte. (Seules les réponses exactes doivent être justifiées).

1. Le vol de cigarettes.
FAUX

2. L'appât du gain.
VRAI, Es ging ihm um das Geld.

3. L'identification à un modèle.
VRAI, ...was im Film der grosse José und seine Komplizen taten.

4. La vengeance.
FAUX

5. La peur des représailles.
FAUX

6. L'envie de se faire valoir.
VRAI, Es ging darum, wie der grosse José zu sein.


C - Dans ce texte, le jeune garçon traverse des phases différentes. Relevez dans l'ordre où ils apparaissent dans le texte cinq adjectifs qui les caractérisent.

1. aufgeregt
2. stark
3. gespannt
4. verblüfft
5. schwach

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